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Der Kalte Krieg

Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003, 128 Seiten, 6. Auflage 2016.

 

Die erste Atombombenexplosion: Beginn des Atomzeitalters, Blick von außen, 4. Juli 2015


Reaktionen

Rolf Steiningers Werk ist in zwei gleichgewichtige Teile gegliedert: Nach einer weitgehend chronologischen Darstellung des Konflikts vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion ermöglichen einige thematische "Vertiefungen" einen genaueren Blick auf wichtige Aspekte wie Marshall-Plan, Korea-Krieg, Berlin-Krise und Mauerbau, Kuba-Krise, Vietnam-Krieg und letztlich die atomare Politik. Steiningers Bewertungen fallen aufgrund der gebotenen Kürze prägnant und präzise aus und entsprechen dem aktuellen Stand der Forschung. Seit der zögerlichen Öffnung der östlichen Archive läßt sich ein besseres Bild über die Vorgänge jenseits des Eisernen Vorhangs gewinnen. Darüber hinaus sind fundierte Aussagen über die Ursachen und Folgen der Ost-West-Auseinandersetzung möglich, die - in stärkerem Maß als bisher angenommen - machtpolitisch-ideologischer Natur war. Auf der Basis der neuesten Quellen läßt Steiningers Urteil an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Der Kalte Krieg war angesichts der Politik Stalins unvermeidlich: "Mit Stalin war eine Kooperation nicht möglich." Dieser sah die Welt durch seine marxistisch-leninistische Brille; die Sowjetunion nutzte bedenkenlos das Nachkriegschaos aus und war "expansiv und aggressiv". Damit weist Steininger auch die seit den sechziger Jahren immer wieder vorgebrachte These zurück, der Konflikt sei aufgrund gegenseitiger "Fehlperzeptionen" ausgebrochen. Auch das Ende der Ost-West-Auseinandersetzung wird nüchtern beschrieben. Der amerikanische Präsident Reagan wollte nach dem offenkundigen Scheitern der Entspannungspolitik den Kalten Krieg gewinnen; andererseits war der Zusammenbruch der Sowjetunion "systemimmanent". Die Interpretationen entsprechen dem Forschungsstand, der sich einer Sichtweise angenähert hat, die viele Berührungspunkte mit der liberalen "traditionalistischen" Schule hat. Diese war in der westlichen Welt bis in die frühen sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts meinungsbildend gewesen. Dagegen muß sich die "revisionistische" Schule, die vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs im Westen vorübergehend einflußreich gewesen ist, heute vorwerfen lassen, die aggressiven Komponenten der sowjetischen Machtstrategie heruntergespielt zu haben. Das schlanke Buch stellt ein gut lesbares Kompendium dar, das dank seines aktuellen Literaturverzeichnisses einen guten Ausgangspunkt für die Vertiefung des Themas bietet."
JOACHIM SCHOLTYSECK, FAZ, 10.3.2004



Es gilt einmal mehr, zwei Neuerscheinungen von Rolf Steininger, dem produktiven Ordinarius für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, anzuzeigen.

Das Bändchen "Der Kalte Krieg" gehört in die neue Reihe "Fischer Kompakt", die in gewisser Weise an "Beck-Wissen" erinnert, jedoch einer anderen Struktur folgt. Einem Grundriss, einer bündigen Gesamtdarstellung des Themas, schließt sich ein Abschnitt Vertiefungen an, der bestimmte und schon im Grundriss angesprochene Facetten genauer entfaltet. In einem Anhang werden zentrale Begriffe erläutert und gezielte Hinweise zur eigenen weiterführenden Lektüre gegeben. Auf 50 Seiten liefert Steininger eine klar konturierte, aber keineswegs konventionelle Geschichte des Kalten Krieges, doch seine souveräne Vertrautheit mit Quellen aus westlichen wie östlichen Archiven spielt er bei den Vertiefungen aus, die – schon in der Darstellung durch Markierungen angekündigt – sich auf Marshallplan, Koreakrieg, Berlinkrise und Mauerbau, Kubakrise, Vietnamkrieg und Atombomben beziehen. Hier wird mit Gespür für Dramatik in brisanter Auseinandersetzungen hineingeleuchtet – etwa im Fall der Kubakrise, der "gefährlichsten Krise des Kalten Krieges überhaupt".

Ein ungemein nützliches Hilfsmittel, das interessante Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht in der Kursphase eröffnet.

Der Untertitel der Studie Steiningers zum 17. Juni 1953 signalisiert die Quintessenz seiner gewohnt solide fundierten neuen Interpretation der Vorgänge: "Es war eine unvollendete Revolution mit Langzeitwirkung". Während der 17. Juni im Westen in seiner wirklichen Dimension nur unzureichend wahrgenommen und in der Bundesrepublik rasch als bloße soziale Errungenschaft – ein weiterer Feiertag zu günstiger Jahreszeit – betrachtet wurde, blieb er in der SED-Führung als traumatische Erfahrung präsent bis zu ihrem erzwungenen Abtreten.

Doch nicht nur darauf hebt Rolf Steininger ab, sondern vor allem auf die daraus abgeleitete Politik, nachdem er in einem ersten Teil den Aufstand selbst und seine Vorgeschichte auf der Basis neuerer Arbeiten und seit 1989/90 verfügbarer Akten in prägnanter Akzentuierung beschrieben hat. Seine zentrale These: "Seit jenem 17. Juni saß der SED die Angst vor der eigenen Bevölkerung im Nacken und bestimmte weitgehend ihre Politik, die letztlich in den Untergang führte", demonstriert der Autor an sechs Komplexen: Entstalinisierung, Mangelwirtschaft, Bau der Mauer, Stasi und Repression, "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" und schließlich das Ende.

In einem dokumentarischen Anhang, der mehr als 100 Seiten füllt, werden Entscheidungsprozesse und Befindlichkeiten der Machthaber in Ost-Berlin und Moskau einsichtig gemacht, aber auch jene früh einsetzende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Obwohl es Rolf Steininger als "sicherlich zu einfach" ablehnt, "eine gerade Linie von 1953 bis 1989 zu ziehen", lautet sein Fazit, dass "das Schlüsselereignis deutsch-deutscher Geschichte des Jahres 1953 die SED-Genossen im Herbst 1989 einholte". Insofern war für ihn "das Scheitern der DDR im Grunde systemimmanent genauso wie das Scheitern der Sowjetunion". Auf die Reaktion gegenüber diesem dezidierten Versuch. "dem 17. Juni seine ursprüngliche Bedeutung zurückzugeben", darf man gespannt sein.
OStR Werner Ripper, in: Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer, Heft 66/2003


...Was zwei Generationen albtraumhaft belastet,resumiert Rolf Steininger in diesem knappen Büchlein hervorragend.Auf der Basis neuester Quellen westlicher und östlicher Archive schildert er die politischen Hauptstränge jener Epoche.Im Anhang des Buches erläutert der Autor einzelne Schlüsselbegriffe wie 'Marshallplan'oder 'Vietnamkrieg'.
Steininger integriert die Darstellung des Kalten Krieges in eine Gesamtinterpretation und bietet keinen bloßen Faktizismus..."
Rolf Helfert in: www.vorwaerts.de, 23.6.2003.