ZIS Zeitgeschichte Informationssystem


Rolf Steininger, Deutsche Geschichte. Darstellung und Dokumente in vier Bänden

Rolf Steininger, Deutsche Geschichte. Darstellung und Dokumente in vier Bänden, Frankfurt am Main 2002.
Band 1: 1945-1947 (391 Seiten, Fischer Taschenbuch 15580)
Band 2: 1947-1955 (392 Seiten, Fischer Taschenbuch 15581)
Band 3: 1955-1974 (454 Seiten, Fischer Taschenbuch 15582)
Band 4: 1974-bis zur Gegenwart (499 Seiten, Fischer Taschenbuch 15583)

Eine neue "gesamtdeutsche" Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart, in der Teilung und Einheit Deutschlands im Mittelpunkt stehen - auf der Basis neuester Quellen aus westlichen und östlichen Archiven.

Ergänzende Dokumente, Faksimiles und Karten

Vorbemerkung

 Mit den Bänden 3 und 4, die die Zeit von 1955 bis 2002 behandeln, wird die "Deutsche Geschichte seit 1945" abgeschlossen. Wie bei den ersten beiden Bänden, die bis 1955 reichen, steht auch hier die deutsche Frage im Mittelpunkt. Es geht um Teilung und Einheit, stärker als vorher auch im Zusammenhang mit den deutsch-deutschen Beziehungen: In dem Bemühen um eine gesamtdeutsche Darstellung werden im Grunde zwei, trotz aller Gegensätzlichkeiten zusammengehörende deutsche Geschichten erzählt, analysiert und dokumentiert.

Daneben gab es bis 1990 eine separate Geschichte der BRD und eine der DDR: Deren innen- und außenpolitische Aspekte werden untersucht und dabei auch Themen behandelt, die man in anderen Gesamtdarstellungen kaum findet, etwa die Beziehungen zu Österreich, zu Italien, die Südtirolfrage, die deutsch-israelischen Beziehungen, der Umgang mit dem Holocaust. In mehreren Kapiteln geht es auch um die europäische Integration.

Die Höhepunkte der Jahre 1989/90 werden in Band 4 in vier Kapiteln geschildert: der Fall der Mauer sowie die Innen- und Außenpolitik für die Einheit unter einem Kanzler Helmut Kohl, der die Gunst der Stunde nutzte und erfolgreich nach dem "Mantel der Geschichte" griff. In den beiden abschließenden Kapiteln 9 und 10 von Band 4 werden 12 Jahre vereinigtes Deutschland untersucht, bis hin zu den Terrorangriffen in den USA im September 2001 und deren Folgen sowie der Einführung des Euro als Bargeld im Januar 2002 in 12 der 15 Mitgliedsländer der Europäischen Union.

Aus der inzwischen äußerst umfangreichen Fülle der Literatur habe ich versucht, eine einigermaßen überschaubare Auswahl zu treffen (mit Neuerscheinungen für den in Band 1 und Band 2 behandelten Zeitraum 1945–1955 in Band 1, S. 392–398, Nr. 1055–1186). Da das einfache Aneinanderreihen von Titeln allerdings für den Leser auch nicht sehr hilfreich ist, habe ich in Band 4 in einem bibliographischen Essay einige Schwerpunkte für die neuere Literatur gesetzt, ergänzt um Hinweise auf Fernsehdokumentationen und nützliche Adressen im Internet. In beiden Bänden ermöglichen ausführliche Zeittafeln – bis 1988 BRD und DDR gegenübergestellt, danach vereinigt – sowie ein Personen- und Sachregister einen schnellen Überblick bei Daten etc.

Die "20 Fragen" in Band 4 – die Zahl könnte leicht verdreifacht werden – sind als Anregung für eine Diskussion oder als Vorbereitung auf eine Prüfung gedacht; so oder ähnlich lauten jedenfalls meine Prüfungsfragen.

Die Bände 1 und 2 sind 1996 als erweiterte Neuauflage erschienen und waren schon bald vergriffen. Von daher schien es sinnvoll, sie zusammen mit den Bänden 3 und 4 neu aufzulegen – inhaltlich unverändert. Schon 1996 war der Darstellungsteil erheblich ausgeweitet worden – zu Lasten der Dokumente: Aus der Erstauflage konnten etliche, zum Teil erstmals veröffentlichte Dokumente aus Platzgründen nicht mehr übernommen werden (was vielfach bedauert wurde). Ähnlich ist es jetzt auch bei den Bänden 3 und 4: erweiterter Darstellungsteil, weniger Dokumente. Hier bot sich das Internet als Lösung an. Als Ergänzung zu den Bänden 1 bis 4 habe ich weitere Dokumente (z. T. bislang unveröffentlicht), Faksimiles, Bilder und Karten ins Netz gestellt. Sie stammen aus dem ehemaligen Zentralen Parteiarchiv der SED in Ost-Berlin (jetzt Bundesarchiv), wo ich unmittelbar nach den Wahlen in der DDR im März 1990 Akten einsehen konnte, den National Archives in Washington, D.C., dem Public Record Office in London, dem Politischen Archiv des Auswärtigen Amts in Berlin sowie vom Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen in Berlin und sind im Zeitgeschichte-Informations-System ZIS des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck unter http://zis.uibk.ac.at – Stichwort "Deutsche Geschichte seit 1945" – abrufbar.

Innsbruck und Pyne Mountain, West Virginia,

Rolf Steininger im März 2002



Reaktionen:

"...a superb work for both generally interested readers and specialists alike in a highly readable format."
David Maier, Dickinson State University, North Dakota, in:German Studies Review,XXVIII (2005),Vol.1.

[...] Die Studienbücher sind klar gegliedert, übersichtlich und folglich leicht zu handhaben. Nicht der geringste Vorzug der Gliederung besteht darin, daß Steininger für jede Phase der Entwicklung das Geschehen in der Bundesrepublik und der DDR parallel behandelt; der Erkenntnisgewinn ist unverkennbar. Steininger, der zu den besten Kennern der neuesten deutschen Zeitgeschichte zählt, ist überdies Garant für die wissenschaftliche Solididät der Auswahl der Dokumente. [...]
Hermann Graml am 7. Februar 2003 in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"

[...] Für mich ist diese "Deutsche Geschichte seit 1945" in ihrer umsichtigen Vermittlung von historischer Wissenschaft ein großer Wurf und zugleich eine geballte Ladung an aufklärerischer Information aus erster Hand, die ihre Adressaten nicht überwältigen, sondern zur begründbaren Einschätzung befähigen will.
OStD Werner Ripper in den Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehre ,1. Halbjahr 2003, Heft 65, S. 119-122.

[...] Dieses orientierungstiftende Werk richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern gehört vor allem in die Bücherregale eines jeden bildungswilligen Menschen in der Post-PISA-Phase.
Nachrichtendienst für Historiker, 8.2.2003

[...] Das Werk Steiningers ist von dem Streben nach Objektivität, sachlicher Wertung der Fakten und der Nutzung eines reichen Quellenmaterials gekennzeichnet. Es ist für die Leser das bisher beste und umfassendste Informations- und Nachschlagewerk für den behandelten großen Zeitraum zur deutschen Frage.
Siegfried Schwarz am 7.5.2003 in H-NET Liste für Sozial-und
Kulturgeschichte (H-SOZ-U-KULT).

Der Innsbrucker Historiker Rolf Steininger hat bereits mehrfach fundierte und zum Teil aufsehenerregende zeitgeschichtliche Studien vorgelegt. Dies gilt insbesondere für seine Publikationen zur Stalin-Note von 1952, in der er eine vom Westen vertane Chance sieht, Möglichkeiten zur Wiedervereinigung Deutschlands auszuloten, sowie zur Vorgeschichte der Errichtung der Mauer am 13. August 1961, in der er herausstellte, dass die Westmächte durchaus mit Sperrmaßnahmen gerechnet hatten. Bereits 1983 hat Steininger eine zweibändige Deutsche Geschichte für die Zeit von 1945 bis 1961 veröffentlicht, in der er das jetzt wieder angewandte Schema befolgt, seiner Darstellung aussagekräftige Dokumente zur Seite zu stellen, die im Wortlaut abgedruckt werden.

Umfangreiche Literaturhinweise, wichtige Internetadressen, Zeittafeln, Sach-, Orts- und Personenregister in jedem Band erleichtern den Einstieg in vertiefende Studien. Die Darstellungen sind gut lesbar, so dass das Werk vor allem den Lesern empfohlen werden kann, die sich einen schnellen Überblick über die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg verschaffen wollen. Einen besonderen Lesegenuß und viele Informationen bieten die 29 Seiten eines "bibliographischen Essays (zur neueren Literatur)" im vierten Band. Steiningers Hinweise zur Bewertung von Erinnerungen, Quellenveröffentlichungen und zeitgeschichtlichen Darstellungen sind nicht nur für Studenten interessant. ... Ein Vorzug des Werkes ist, dass der Entwicklung der Ostzone/DDR genauso Aufmerksamkeit geschenkt wird wie den Westzonen beziehungsweise der Bundesrepublik. Beides ist "deutsche" Geschichte! …das Werk [ist] frei von Zumutungen der "political correctness", insbesondere von der in der deutschen Historiographie oft anzutreffenden Tendenz, den Lesern die Entwicklung nach 1945 als bloße Folge deutscher Untaten in der Vergangenheit nahe zu bringen. So kann Steiningers "Deutsche Geschichte" vor allem der Jugend mit gutem Gewissen empfohlen werden."
Detlef Kühne in "Junge Freiheit" 39/2003

 

"Im zweiten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung scheint das Bedürfnis groß zu sein, sich der deutsch-deutschen Geschichte zu vergewissern, denn eine Vielzahl von Überblicksdarstellungen bevölkert den Buchmarkt. Als besonders instruktiv fällt die vierbändige "Deutsche Geschichte" von Rolf Steininger auf, denn sie ist gut gegliedert und bietet nicht nur eine fundierte Analyse der politischen Nachkriegsgeschichte, sondern enthält auch zentrale zeitgenössische Dokumente: Verträge, Memoranden, Protokolle, Briefe, Zeitungsartikel, Auszüge aus Erinnerungen … Steininger setzt wichtige Akzente, wenn er betont, dass bereits 1945 auf der Potsdamer Konferenz die deutsche Teilung faktisch beschlossen wurde, oder wenn er in einer ausführlichen Analyse der berühmten Stalin-Noten darlegt, dass damals durchaus eine Chance zur Wiedervereinigung bestanden hätte. In den Bänden drei und vier widmet sich der Autor intensiv der DDR-Geschichte. Im Anhang finden sich unter anderem einschlägige Internet-Adressen, Hinweise auf ausgewählte Fernsehdokumentationen sowie eine ausführliche Zeittafel."
ht in "Damals", 35/2003