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17. Juni 1953

Der Anfang vom langen Ende der DDR,
Olzog Verlag, München 2003, 206 Seiten.

 


Reaktionen

"...beeindruckend präzise, schnörkellos, leicht verständlich und von daher vor allem für Einsteiger geeignet."
Manfred Agethen in: Historisch-Politische Mitteilungen-Archiv für Christlich-Demokratische Politik,Dezember 2004

The Long Result of Throwing Stones
Review for H-Net Book Review by Gary Bruce, Department of History, University of Waterloo, June 2004

"… provocative review of the East German story …"
Forest L. Grieves, University of Montana, in German Studies Review 27/2 (2004)

 

"… knappe, eindrückliche Skizze … Rolf Steininger gibt mit seinem Buch ein hervorragendes Beispiel für die Kunst, Probleme und Zusammenhänge für ein breites Publikum verständlich und eingängig darzustellen. Das Werk geht über den zeitlichen Rahmen des 17. Juni und seiner Vorgeschichte hinaus …"
Gerhard Wettig in "Deutschland Archiv", 5/2003

 

"Knapper, aber lesenswerter Essay …"
Alexander Gallus in der "Frankfurter Rundschau", 13.6.2003

 

"… Steininger ist ein Meister der knackigen Zusammenfassung."
Cathrin Kahlweit in der "Süddeutschen Zeitung", 16.6.2003

 

"… das kurze, dabei durchaus präzise und gut lesbare Format des Werkes macht es dem Einsteiger leichter, zumal Steininger mit zwar bekannten und interessant aufbereiteten Thesen über die Folgen des Volksaufstandes aufwartet. Besonders die Einschätzungen der internen Folgen für den SED-Staat wirken überzeugend…"
Ekkehard Schultz in "Junge Freiheit", 20.6.2003

 

"… ein dichtes, informatives Taschenbuch, das auf neueren Forschungsergebnissen beruht und überaus gut lesbar ist."
Gerd-Ekkehard Lorenz in "Geschichte, Politik und ihre Didaktik", 31/2003, Heft 3/4

 

"Rolf Steininger schrieb 1985 ein Buch über die Stalin-Noten des Jahres 1952, das – obgleich nur ein Taschenbuch – seinerzeit für Aufsehen sorgte, weil es eine letzte Debatte über die Frage der Ernsthaftigkeit dieser Noten auslöste und heute als Standardwerk gilt. Steiningers neuestes Buch reiht sich thematisch in die lange Liste von Büchern ein, die dieser Autor zur Deutschen Frage und der Geschichte des Kalten Krieges verfasst hat. Wie immer besticht der präzise Stil.

Steininger beweist wieder einmal, dass Lesbarkeit nicht auf Kosten des wissenschaftlichen Anspruchs zu gehen braucht und vermeidet andererseits jeden Plauderton. Der neueste Forschungsstand zum 17. Juni 1953 und seiner Vorgeschichte wird anschaulich zusammengefasst. … Allen jenen, die sich auf den neuesten Stand der Forschung zum 17. Juni 1953 bringen wollen und sich einen Einblick in die Folgejahre der "zweiten Staatsgründung" verschaffen möchten, sei Steiningers Buch empfohlen."
Andreas Graudin in "Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat", 14/2003


Es gilt einmal mehr, zwei Neuerscheinungen von Rolf Steininger, dem produktiven Ordinarius für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck, anzuzeigen.

Das Bändchen "Der Kalte Krieg" gehört in die neue Reihe "Fischer Kompakt", die in gewisser Weise an "Beck-Wissen" erinnert, jedoch einer anderen Struktur folgt. Einem Grundriss, einer bündigen Gesamtdarstellung des Themas, schließt sich ein Abschnitt Vertiefungen an, der bestimmte und schon im Grundriss angesprochene Facetten genauer entfaltet. In einem Anhang werden zentrale Begriffe erläutert und gezielte Hinweise zur eigenen weiterführenden Lektüre gegeben. Auf 50 Seiten liefert Steininger eine klar konturierte, aber keineswegs konventionelle Geschichte des Kalten Krieges, doch seine souveräne Vertrautheit mit Quellen aus westlichen wie östlichen Archiven spielt er bei den Vertiefungen aus, die – schon in der Darstellung durch Markierungen angekündigt – sich auf Marshallplan, Koreakrieg, Berlinkrise und Mauerbau, Kubakrise, Vietnamkrieg und Atombomben beziehen. Hier wird mit Gespür für Dramatik in brisanter Auseinandersetzungen hineingeleuchtet – etwa im Fall der Kubakrise, der "gefährlichsten Krise des Kalten Krieges überhaupt".

Ein ungemein nützliches Hilfsmittel, das interessante Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht in der Kursphase eröffnet.

Der Untertitel der Studie Steiningers zum 17. Juni 1953 signalisiert die Quintessenz seiner gewohnt solide fundierten neuen Interpretation der Vorgänge: "Es war eine unvollendete Revolution mit Langzeitwirkung". Während der 17. Juni im Westen in seiner wirklichen Dimension nur unzureichend wahrgenommen und in der Bundesrepublik rasch als bloße soziale Errungenschaft – ein weiterer Feiertag zu günstiger Jahreszeit – betrachtet wurde, blieb er in der SED-Führung als traumatische Erfahrung präsent bis zu ihrem erzwungenen Abtreten.

Doch nicht nur darauf hebt Rolf Steininger ab, sondern vor allem auf die daraus abgeleitete Politik, nachdem er in einem ersten Teil den Aufstand selbst und seine Vorgeschichte auf der Basis neuerer Arbeiten und seit 1989/90 verfügbarer Akten in prägnanter Akzentuierung beschrieben hat. Seine zentrale These: "Seit jenem 17. Juni saß der SED die Angst vor der eigenen Bevölkerung im Nacken und bestimmte weitgehend ihre Politik, die letztlich in den Untergang führte", demonstriert der Autor an sechs Komplexen: Entstalinisierung, Mangelwirtschaft, Bau der Mauer, Stasi und Repression, "Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik" und schließlich das Ende.

In einem dokumentarischen Anhang, der mehr als 100 Seiten füllt, werden Entscheidungsprozesse und Befindlichkeiten der Machthaber in Ost-Berlin und Moskau einsichtig gemacht, aber auch jene früh einsetzende Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Obwohl es Rolf Steininger als "sicherlich zu einfach" ablehnt, "eine gerade Linie von 1953 bis 1989 zu ziehen", lautet sein Fazit, dass "das Schlüsselereignis deutsch-deutscher Geschichte des Jahres 1953 die SED-Genossen im Herbst 1989 einholte". Insofern war für ihn "das Scheitern der DDR im Grunde systemimmanent genauso wie das Scheitern der Sowjetunion". Auf die Reaktion gegenüber diesem dezidierten Versuch. "dem 17. Juni seine ursprüngliche Bedeutung zurückzugeben", darf man gespannt sein.
OStR Werner Ripper, in: Informationen für den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer, Heft 66/2003